Schwäbische Alb - Region Neckar-Alb
 
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letzte Aktualisierung:
Samstag, 22. Februar 2014

Anschrift:
Kulturwerk Neckar-Alb
Postfach 1624
72606 Nürtingen

Infotelefon:
0176-85270515

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kommende Veranstaltungen 2012:

24. März 2012 Frühlingsfest/Winteraustreiben - Frühjahrstag- und Nachtgleiche

Streuobstwiesen - nützlich & prägend

Streuobstwiesen - nützlich & prägend


Region Neckar Alb StreuobstwieseAuch wenn die Zahl der Streuobstwiesen in den letzten Jahrzehnten in erschreckendem Maße abgenommen hat, dürften sie nahezu jedem ein Begriff sein. Es sind jene bunten Blumenwiesen, auf denen Apfel-, Birnen-, Kirsch-, Pflaumen- oder auch Walnuss- bäume in recht unregelmäßiger Ordnung wachsen; so oder so ähnlich würde es wohl fast jeder beschreiben. Zieht man die wissenschaftliche Abhandlung „Obstbäume in der Landschaft“ (Lucke et al. 1992: 10) zu Rate, erfährt man über den Begriff „Streuobst“ folgendes: „Unter Streuobst versteht man im allgemeinen großwüchsige Bäume verschiedener Obstarten, Sorten und Alterstufen, die auf Feldern, Wiesen und Weiden in ziemlich unregelmäßigen Abständen gewissermaßen „gestreut“ stehen. Zum Streuobst werden aber auch Einzelbäume an Wegen, Straßen und Böschungen, kleine Baumgruppen, Baumreihen sowie flächenhafte Anlagen mit eher regelmäßigen, aber weiten Pflanzenabständen gezählt.“

1. Warum entstanden Streuobstwiesen?


Region Neckar Alb StreuobstwieseAuch wenn die Streuobstwiesen der Ästhetik unserer Landschaft einen unermesslichen Dienst erweisen und dadurch im Sinne unseres Heimatempfindens eine starke identitäre Bedeutung haben (dazu später mehr), sind sie kein Ergebnis einer geschmackvollen Landschaftsgestaltung. Vielmehr sind sie Ergebnis der ärmlichen, kleinbäuerlichen Lebensbedingungen in der Vergangenheit. Die Mischkultur von Obstbäumen und Wiesen war immer Ausdruck wirtschaftlichen Handelns der Landbevölkerung, denen dadurch ein Zuerwerb möglich wurde; denn durch die Kombination ihrer Nutzungsmöglichkeiten, also Grünlandnutzung am Boden und Obstertrag darüber, war ihr auch in spärlichen Zeiten eine Grundversorgung möglich. Man hatte dementsprechend die Möglichkeit, eine Fläche doppelt zu nutzen. Hinzu kommt, dass man aus der Not eine Tugend machte. Das Albvorland und speziell der Albaufstieg hat einiges an Fläche vorzuweisen, die ackerbaulich, wenn überhaupt, nur schwerlich genutzt werden kann. Nicht zufällig findet man die Obstwiesen an Hanglagen oder auf kargem Untergrund häufiger als in zugänglicheren Lagen. (Koska et al., 2003:15)

2. Warum nahm/nimmt die Zahl von Streuobstwiesen so drastisch ab?

Dass die Anzahl von Streuobst so drastisch gesunken ist, ist zunächst der Tatsache geschuldet, dass die Notwendigkeit im Sinne einer privaten Grundversorgung ab den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr bestand. So ging mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Situation im Land das sinkende Interesse am Selbstversorgungsobstbau einher. Im Geiste dieser Entwicklung stand der „Generalplan für die Neuordnung des Obstbaus in Baden-Württemberg“ aus dem Jahre 1953. Im Grunde forderte dieser Generalplan eine Abkehr von den Hochstammbeständen im Streuobstbau hin zu Dichtpflanzungen mit niedrig wachsenden Baumformen im Sinne eines Plantagenanbaus. Aus heutiger Sicht kaum verständlich scheint eine Richtlinie der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), einem der Vorläufer der heutigen EU. Auf Grundlage dieser Richtlinie wurde bis 1974 für jeden gefällten hochstämmigen Baum eine Prämie gezahlt. Es wurden in Folge dieser Richtlinie viele Obstwiesen mit fruchtbaren Böden in Ackerland umgewandelt. Den Anreiz für diese Umwandlung stellten die in Aussicht gestellten Subventionsgelder von der EWG. Bis zum heutigen Tag geht die Anzahl der Streuobstwiesen zurück. Die Bestände sind oftmals im wirtschaftlichen Sinne kaum mehr einträglich. Leider ist es oft so, dass die Bereitschaft von Grundstückbesitzern, Obstwiesen zu pflegen, vom erzielbaren wirtschaftlichen Nutzen abhängt. Ökologische oder gar landschaftsästhetische Argumente spielen kaum eine Rolle.

3. Wie wertvoll sind Streuobstwiesen?

3.1 Ökologischer Nutzen 


Streuobstwiesen leisten einen weitgreifenden Boden- und Wasserschutz. Sie verhindern Erosion und Auswaschungen. Die geschlossene Vegetationsdecke, die sich durch die besonders wirkungsvolle Kombination von Wurzelsystem des Unterwuchses und dem der Bäume auszeichnet, verhindert Erosion des Bodens und Auswaschung von (ohnehin schon gering vorhandenem) Düngemittel. Insbesondere an Hanglagen, man denke an den Albaufstieg, aber auch an Ufern von Gewässern spielen Streuobstwiesen eine schützende und bewahrende Rolle. - Streuobstwiesen haben eine ausgleichende Wirkung auf das Lokalklima, was insbesondere für angrenzende Siedlungen von Bedeutung ist. So dienen Streuobstwiesen den Dörfern als Windschutz (Luftmassen werden abgebremst), mildern extreme Sonneneinstrahlung, Unreinheiten in der Luft können aufgehalten werden, Stäube werden von den Blättern gefiltert und die Transpiration der Pflanzen dient der Luftfeuchtigkeit. - Streuobstwiesen gelten sowohl hinsichtlich der Fauna als auch der Flora als eine der artenreichsten Habitate in Deutschland. Dafür sind zwei Gründe zu nennen. Zum einen werden Streuobstwiesen extensiv bewirtschaftet, was eine Schadstoffbelastung für Pflanze und Tier in recht geringem Maße ausfallen lässt. Zum anderen gibt es aufgrund der verschiedenen Ebenen (Moose, Gräser, Zwergsträucher und die verschiedenen Baumebenen) in einer Streuobstwiese viele ökologische Nischen. Gerne wird dabei auch von „vertikalem Strukturreichtum“ gesprochen, der eine Vielzahl von verschiedensten Organismen zulässt. U.a. haben verschiedene, als bedroht geltende, Vogelarten in der Streuobstwiese ihren Lebensraum. So benötigen einige von ihnen zum Beispiel alte Obstbäume als Nistplatz. Wird es diese nicht mehr in ausreichender Form geben, wird es auch manch Vogelart nicht mehr geben.

3.2 Ästhetischer und identitärer Nutzen


Streuobstwiesen heben sich durch ihren hohen Wuchs von anderen landwirtschaftlichen Kulturen, die niedrig sind und eben erscheinen ab, so dass weite Felder und Wiesen eine räumliche Vertiefung erhalten (Neu, 2006:17) und die Landschaft eine kleinräumige Parzellierung erfährt. Streuobstwiesenflächen am Rande von Ortschaften schaffen einen geschmackvollen Übergang vom Siedlungsgebiet auf die freie Fläche. Freistehende Obstbäume sind der Blickfang schlechthin und lassen die Landschaft einem Gemälde aus der Romantik gleichkommen. Streuobstwiesenbestände schaffen in der Landschaft Struktur und Abwechslungsreichtum, lassen diese anheimelnd und lieblich erscheinen und schaffen ein Gefühl der Verbundenheit für die Einheimischen. Heimatgefühl – es wird von vielen Faktoren ausgelöst und bestimmt. An einer der ersten Stellen, hinsichtlich dessen, was Menschen mit Heimat verbinden, steht die Landschaft bzw. ein Landschaftsteil. Ein nicht zu übersehender Landschaftsteil sind bei uns in der Region Streuobstwiesen. Eine Umfrage, die 2006 im Ermstal durchgeführt wurde, zeigt, dass 17 % der Befragten auf die Frage nach dem auslösenden Faktor von Heimatgefühl spontan Streuobstwiesen nannte. (Neu, 2006: 17). Streuobstwiesen sind demnach Teil unserer heimatlichen Identität, schaffen in diesem Sinne, jenseits der „harten“ positiven Eigenschaften (Schutz von Flora und Fauna...), ein Fundament für Lebensqualität, ist doch Heimatgefühl ein Gefühl des Glücklichseins und Zufriedensein.

4. Was jetzt?

Mit vorliegender Ausführung über Werden, Sinn und Nutzen der Streuobstwiesen sollte deutlich geworden sein, dass es eine Vielzahl von gewichtigen Gründen gibt, Streuobstwiesen zu erhalten. Würde es sie nicht mehr geben, wären wir eines Bausteins unserer Heimat beraubt. Eine Möglichkeit, das weitere Sterben von Streuobstwiesen zu verhindern ist, wirtschaftlichen Anreiz für die Streuobstwiesenbesitzer durch sog. Aufpreissäfte zu schaffen. Eine andere Möglichkeit liegt in der Aufklärung, um die Wahrnehumg der Menschen auf den "Schatz Streuobstwiesen" zu lenken.

 
 


verwendete Literatur:

Lucke, R., Silereise, R. und E. Herzberger (1992): Obstbäume in der Landschaft. Stuttgart.
Neu, S. (2006): Streuobstwiesen als ökologischer und ökonomischer Faktor. Reutlingen. Koska, B., Wagner, F. (2003): Von Apfel bis Zwetschge. alles über Streuobst und Streuobstanbau auf der Alb und im Albvorland. Mössingen.
 


 

 
   
Warum der Name Neckar-Alb?  
  Die Idee "Kulturwerke der Regionen" möchte einzelne Regionen in Deutschland in ihrer Vielgestaltigkeit und Vielschichtigkeit erlebbar machen. Letztendlich soll es an vielen Orten in Deutschland Kulturwerke geben. Weitere Ausführungen dazu sind bei unserer Dachorganisation "Kulturwerke Deutschland"' einzusehen.
Die Kulturwerkregionen sind nicht nach einem festen Schema, etwa nach politisch-administrativen Gebieten, benannt. Die Namen sind im Sinne einer groben räumlichen Einordnung zu verstehen.

Für den Namen unseres Kulturwerkes "Neckar-Alb" haben wir uns entschieden, weil der Neckar und die Alb unsere Region in mannigfaltiger Weise geprägt haben, prägen und prägen werden. Neckar und Alb bringen eine Menge an Assoziationen mit sich, die unsere Kulturwerkregion sehr gut beschreiben können. Demzufolge machen wir vor Landkreisgrenzen nicht halt und sind auch außerhalb der Landkreise Balingen (Zollernalbkreis), Reutlingen, Tübingen (die Landkreise der politisch-administrativen "Region Neckar-Alb") aktiv.
 
 
   
 
   
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